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Dienstag, 1. Dezember 2015

Nordische Weihnacht in der Eifel
1.Dezember
Übers Jahr hatte sich viel getan in Oles neuer Heimat, der Eifel. Oma hatte sich entschlossen, Platz für weitere kleine Mitbewohner zu schaffen. Sie kaufte also mehrere alte Puppenstuben, besorgte Möbel und bastelte fleißig daran herum. Noch einmal sollte es ihr nicht passieren, dass sie unverhofft mehrere Sippen der Nisser und Trolle unterbringen musste, weil es sich herumgesprochen hatte, dass ihr Hausnisser Ole es bei ihr so gut getroffen hat. Über den Sommer hatte Ole neue Freundschaften geschlossen und sie wollte lieber mit allem Möglichen rechnen. Im November dann war es soweit. Ole, der seit August ein riesiges Haus ganz für sich allein bewohnte, bekam Post aus Dänemark. Eine kleine Familie der Kravlenisser, die bisher auf dem Holmsland Klit gewohnt hatte und denen Ole im Sommer begegnet war, fragte an, ob sie nicht dieses Jahr den Advent bei ihm verbringen dürften. Er bedankte sich höflich bei der Möwe, die den Brief überbracht hatte und gab ihr zum Dank seine letzte Scholle aus Omas Eisschrank. 
Ole, dem schon so einiges schwante, traute sich gar nicht, den Brief der Oma zu zeigen.  Drei Tage trug er ihn mit sich herum und erst, als er sah, dass Oma damit begann, ein weiteres Puppenhaus zu renovieren, traute er sich endlich heraus mit der Sprache. Er kletterte rasch auf Omas Basteltisch und dann hielt er die wohl längste Rede seines Lebens. "Oma, das ist ja prima, das Haus kommt gerade recht. Kann ich dir helfen beim Renovieren? Ich weiß nämlich schon, wer da einzieht und wie die wohnen wollen, weiß ich auch. Und beeilen müssen wir uns auch, sie kommen schon bald." Oma sah ihn erstaunt an; „Wer kommt wann und warum." Nun endlich erzählte er ihr von dem Brief und sie hörte ihm mehr als erstaunt zu. Da hatte dieser Racker sich im Urlaub mal wieder selbstständig gemacht und neue Freunde gefunden. Nicht genug damit, dass er ein Trollkind samt Haus aus den Dünen mitgebracht hatte. Nein, nun sollte sie im Advent auch noch Gäste kriegen. Sie sah Ole ernst an und sagte:" Nun gut, Herr Nisser, aber du übernimmst die Verantwortung. Mir ist, als hätte ich gehört, dass diese Kravlenisser viel Unfug im Kopf haben." Ole grinste:"Nisser eben! Aber keine Sorge, ich kümmere mich drum. Kannst du mir bitte was zu schreiben geben? Dann kann ich ihnen Antwort schicken. Die Zeit drängt ja ein wenig."
Er setzte sich in seinem neuen Haus an den Küchentisch und begann damit, einen langen Brief zu verfassen. Natürlich in Dänisch und damit nur für die Freunde dort lesbar. Als er endlich fertig war, bat er Oma, den Brief doch bitte zur Post zu bringen und abzuschicken. Weil die sowieso noch was in der Stadt zu erledigen hatte, kam sie der Bitte mit gemischten Gefühlen nach.
Als sie wieder zu Hause ankam, hatte Ole schon sein Tapezierzeug in das neue Haus geschleppt und stand gestiefelt und gespornt im Maleranzug bereit. Oma schlug die Hände über dem Kopf zusammen und fragte ihn, ob er wirklich das ganze Haus renovieren wolle?


„Na klar!“rief er und erklärte dann, dass in Schweden und überhaupt in Skandinavien zum Weihnachtsfest eine Rundum-Reinigung des Hauses mit einigen Veränderungen im Haus gehöre. Neue Gardinen, Teppiche, der Holzfußboden würde geschrubbt, bis er fast weiß ist und eben auch neue Tapeten wären ab und an nötig. Oma seufzte und kramte in ihren Kisten mit Papier und Kleber und hielt ihm entgegen, was sie für passend hielt. Ole schüttelte immer wieder den Kopf und nach der zehnten Rolle Blümchentapete rief er: „Oma, die wollen Weihnachtstapete, das sind Advents-Nisser! Weißt du das denn nicht? Die kommen ins Haus und stellen dir jeden Tag eine Aufgabe, so wie du mir letztes Jahr. Denen gefällt nur Weihnachtszeug an den Wänden.“

Da war guter Rat teuer. Wer hat schon Tapete für ein Puppenhaus mit winzigen Weihnachtsmotiven. Oma ließ sich auf den Küchenstuhl plumpsen und sah Ole ratlos an. Grübelnd griff sie nach dem Kaffee, den sie sich vorhin gekocht hatte und trank daran. „ Baah, schon wieder kalter Kaffee!“ murmelte sie und goss ihn in den Ausguss. Ole grinste. Das war Oma, wie sie leibte und lebte. Immer kochte sie sich Kaffee und ließ ihn dann kalt werden. Während die Kaffeemaschine spuckte und rumpelte, als Oma sich eine neue Tasse kochte, hatte Ole die rettende Idee. „Oma, du hast doch so Papier gekauft, um Weihnachtskarten zu basteln, das könnte gehen als Tapete.“ Er hatte kaum den Satz beendet, da hüpfte er auch schon die Treppe hinauf und stürmte ins Bastelzimmer. Oma hörte ihn stöhnen und ächzen und dann rief er: „Hurra, ich habs gefunden. Oma, hilf mir bitte, es ist zu schwer für einen wie mich.“ Oma stellte ihre Kaffeetasse mit dem frischen Kaffee auf den Tisch und ging nach oben. Ole war nicht zu sehen und so rief sie:“ Wie soll ich dir den helfen, du Witzbold, wenn ich gar nicht weiß, wo du steckst?“ „ Hier in der Schublade im Schreibtisch bin ich, mein Fuß ist eingeklemmt unter diesem schweren Block mit Bastelkarton.“ Oma beeilte sich, ihn zu befreien und nahm dabei auch gleich den Block mit heraus. „Na hoffentlich reicht das auch für deine Zwecke. Da sind immer nur zwei gleiche Bögen drin. Naja, wir werden es schon hinbekommen.“ Sie suchte noch rasch eine Rolle Klebeband und dann konnten die beiden endlich loslegen mit der großen Renovierung.

Als Ole oben auf der Leiter stand und die Tapete ankleben wollte, drehte er sich plötzlich um und sah Oma entsetzt an. „Oma, ich habe keinen Adventskalender bekommen! Mein Treppengeländer ist leer, keine Socken dran. Haben die Englein mich vergessen?“ Oma sah ihn verdutzt an. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie schlug Ole vor, es sich doch bei ein paar Keksen von der Adventsbäckerei und guten Tasse Tee gemütlich zu machen und auf die Post zu warten. Vielleicht käme ja dieses Jahr ein ganz anderer Adventskalender bei ihm an.
So warteten sie gemeinsam in Omas Küche auf die Post und ließen es sich gut gehen. Da aber Ole nun einmal ein Nisser ist und nicht gut stillsitzen kann, wurde ihm die Zeit zu lang und er bettelte so lange, bis sie endlich anfingen, wenigstens schon einmal das Untergeschoss des Hauses zu tapezieren. Ole lief mit dem kleinen Zollstock durch die Ecken und versuchte, das Zimmer auszumessen. Dabei konnte Oma ihm nun wirklich nicht helfen, die Zahlen auf dem Zollstock waren einfach zu winzig für ihre Augen.
Gegen Mittag, Ole war immer noch mit ausmessen und ausrechnen beschäftigt, klingelte die Postbotin an Omas Haustüre und fragte: „ Wohnt hier ein Ole Nisser? Der Name steht nicht an der Türe, aber die Adresse auf dem Brief ist doch ihre?“
Aufgeregt kam Ole zur Türe geflitzt und hüpfte immer wieder in die Höhe, um an den Brief heranzukommen, den sie Oma entgegen hielt. „ Der ist für mich, ich wohne doch hier!“ Erschrocken schaute die Postbotin neben Omas Füße, wo Ole stand und sie fordernd ansah. „Was ist denn das? Ich glaub ja nicht, was ich da sehe!“ Ole wurde langsam böse und das konnte man dann auch hören:„ Ich bin Ole Nisser, ein Eifeltroll und stamme aus Dänemark und du hast meinen Brief von den Weihnachts-englein in der Hand. Gib ihn her! Der gehört mir!“ Ein ungläubiges: „Bitteschön, Herr Nisser, ihre Post,“ entfloh ihrem Mund, als sie den Brief endlich an Ole übergab. Oma hatte noch eine Menge zu erklären, als Ole schon längst mit dem Brief um die Ecke verschwunden war und so hatte er ihn schon halb geöffnet, als die Postbotin sich mit den Worten: „Meine Oma hat mich also nicht angeflunkert mit ihren Geschichten über die kleinen Leute!“ von Oma verabschiedete. Oma kam kopfschüttelnd in die Küche und schaute dann Ole tadelnd an. „Ole, die arme Frau konnte nicht wissen, dass du hier wohnst, sie ist neu in dem Bezirk! Du warst sehr unhöflich zu ihr.“ „Aber wenn ich doch meinen Brief haben wollte und sie ihn nicht hergegeben hat!“ stampfte Ole zornig mit dem Fuß auf. „ Und überhaupt: ich brauche eine eigenen Haustüre und einen eigenen Briefkasten, wenn die Kravlenisser hier angekommen sind. Wie sollen wir sonst tun, was Nisser so tun im Advent?“
„Öhm, was tun denn Nisser im Advent? Willst du mich nicht besser vorher darüber aufklären? Sonst überlege ich mir das vielleicht lieber noch mal mit meiner Erlaubnis für deine Einquartierung über den Advent.“
„Oma, das geht nicht! Die sind doch schon auf dem Weg zu uns. Zurück können sie nicht. Die haben doch ihre Wohnung schon weitervermietet! Wirst schon sehen, was wir tun. Dieses Jahr bist du dran mit Lernen über unsere Traditionen in Skandinavien. Das ist mein Adventskalender für dich.“ Er grinste und Oma staunte nicht schlecht. Da hatte der kleine Kerl aber eine tolle Geschichte ausgeheckt und sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Ihre Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als er ihr den Brief entgegen hielt und forderte: „Nun mach ihn schon auf, ich krieg es nicht hin!“ Vorsichtig öffnete sie den Brief und ein kleines Buch purzelte auf den Küchentisch.


 Ole staunte nicht schlecht, als er sah, dass dort ein Foto von ihm auf dem Einband war. „Was ist denn das?“ war alles, was er hervorbrachte. Oma lachte: „Das ist dein diesjähriger Adventskalender. Da kannst du noch mal drin nachlesen, wie wir letztes Jahr den Advent verbracht haben. Opa hat dafür gesorgt, das unsere Erlebnisse als Buch gedruckt wurden und die Englein waren wohl der Meinung, du müsstest täglich an die Eifelbräuche erinnert werden, wenn du dieses Jahr skandinavischen Advent haben willst.“ Den letzten Satz hatte Ole nicht mehr gehört. Er war mit dem Buch in sein Wohnzimmer aufs Sofa geflitzt und buchstabierte dort laut vor sich hin. Natürlich durfte Oma dann alleine weiter den Keller tapezieren, Wie sollte es auch anders sein, wenn man einen Nisser im Haus hat?“







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