Nordische Weihnacht
in der Eifel
1.Dezember
Übers
Jahr hatte sich viel getan in Oles neuer Heimat, der Eifel. Oma hatte sich
entschlossen, Platz für weitere kleine Mitbewohner zu schaffen. Sie kaufte also
mehrere alte Puppenstuben, besorgte Möbel und bastelte fleißig daran herum.
Noch einmal sollte es ihr nicht passieren, dass sie unverhofft mehrere Sippen
der Nisser und Trolle unterbringen musste, weil es sich herumgesprochen hatte,
dass ihr Hausnisser Ole es bei ihr so gut getroffen hat. Über
den Sommer hatte Ole neue Freundschaften geschlossen und sie wollte lieber mit
allem Möglichen rechnen. Im November dann war es soweit. Ole, der seit August
ein riesiges Haus ganz für sich allein bewohnte, bekam Post aus Dänemark. Eine
kleine Familie der Kravlenisser, die bisher auf dem Holmsland Klit gewohnt
hatte und denen Ole im Sommer begegnet war, fragte an, ob sie nicht dieses Jahr
den Advent bei ihm verbringen dürften. Er bedankte sich höflich bei der Möwe,
die den Brief überbracht hatte und gab ihr zum Dank seine letzte Scholle aus
Omas Eisschrank.
Ole, dem schon so einiges schwante, traute sich gar nicht, den
Brief der Oma zu zeigen. Drei Tage trug
er ihn mit sich herum und erst, als er sah, dass Oma damit begann, ein weiteres
Puppenhaus zu renovieren, traute er sich endlich heraus mit der Sprache. Er
kletterte rasch auf Omas Basteltisch und dann hielt er die wohl längste Rede
seines Lebens. "Oma, das ist ja prima, das Haus kommt gerade recht. Kann ich
dir helfen beim Renovieren? Ich weiß nämlich schon, wer da einzieht und wie die
wohnen wollen, weiß ich auch. Und beeilen müssen wir uns auch, sie kommen
schon bald." Oma sah ihn erstaunt an; „Wer kommt wann und warum." Nun
endlich erzählte er ihr von dem Brief und sie hörte ihm mehr als erstaunt zu.
Da hatte dieser Racker sich im Urlaub mal wieder selbstständig gemacht und neue
Freunde gefunden. Nicht genug damit, dass er ein Trollkind samt Haus aus den
Dünen mitgebracht hatte. Nein, nun sollte sie im Advent auch noch Gäste
kriegen. Sie sah Ole ernst an und sagte:" Nun gut, Herr Nisser, aber du
übernimmst die Verantwortung. Mir ist, als hätte ich gehört, dass diese
Kravlenisser viel Unfug im Kopf haben." Ole grinste:"Nisser eben!
Aber keine Sorge, ich kümmere mich drum. Kannst du mir bitte was zu schreiben
geben? Dann kann ich ihnen Antwort schicken. Die Zeit drängt ja ein
wenig."
Er setzte sich in seinem neuen Haus an den Küchentisch und
begann damit, einen langen Brief zu verfassen. Natürlich in Dänisch und damit
nur für die Freunde dort lesbar. Als er endlich fertig war, bat er Oma, den
Brief doch bitte zur Post zu bringen und abzuschicken. Weil die sowieso noch
was in der Stadt zu erledigen hatte, kam sie der Bitte mit gemischten Gefühlen
nach.
Als sie wieder zu Hause ankam, hatte Ole schon sein Tapezierzeug
in das neue Haus geschleppt und stand gestiefelt und gespornt im Maleranzug
bereit. Oma schlug die Hände über dem Kopf zusammen und fragte ihn, ob er
wirklich das ganze Haus renovieren wolle?
„Na klar!“rief er und erklärte dann, dass in Schweden und
überhaupt in Skandinavien zum Weihnachtsfest eine Rundum-Reinigung des Hauses
mit einigen Veränderungen im Haus gehöre. Neue Gardinen, Teppiche, der
Holzfußboden würde geschrubbt, bis er fast weiß ist und eben auch neue Tapeten wären
ab und an nötig. Oma seufzte und kramte in ihren Kisten mit Papier und Kleber
und hielt ihm entgegen, was sie für passend hielt. Ole schüttelte immer wieder
den Kopf und nach der zehnten Rolle Blümchentapete rief er: „Oma, die wollen
Weihnachtstapete, das sind Advents-Nisser! Weißt du das denn nicht? Die kommen
ins Haus und stellen dir jeden Tag eine Aufgabe, so wie du mir letztes Jahr.
Denen gefällt nur Weihnachtszeug an den Wänden.“
Da war guter Rat teuer. Wer hat schon Tapete für ein Puppenhaus
mit winzigen Weihnachtsmotiven. Oma ließ sich auf den Küchenstuhl plumpsen und
sah Ole ratlos an. Grübelnd griff sie nach dem Kaffee, den sie sich vorhin
gekocht hatte und trank daran. „ Baah, schon wieder kalter Kaffee!“ murmelte
sie und goss ihn in den Ausguss. Ole grinste. Das war Oma, wie sie leibte und
lebte. Immer kochte sie sich Kaffee und ließ ihn dann kalt werden. Während die
Kaffeemaschine spuckte und rumpelte, als Oma sich eine neue Tasse kochte, hatte
Ole die rettende Idee. „Oma, du hast doch so Papier gekauft, um Weihnachtskarten
zu basteln, das könnte gehen als Tapete.“ Er hatte kaum den Satz beendet, da
hüpfte er auch schon die Treppe hinauf und stürmte ins Bastelzimmer. Oma hörte
ihn stöhnen und ächzen und dann rief er: „Hurra, ich habs gefunden. Oma, hilf
mir bitte, es ist zu schwer für einen wie mich.“ Oma stellte ihre Kaffeetasse
mit dem frischen Kaffee auf den Tisch und ging nach oben. Ole war nicht zu
sehen und so rief sie:“ Wie soll ich dir den helfen, du Witzbold, wenn ich gar
nicht weiß, wo du steckst?“ „ Hier in der Schublade im Schreibtisch bin ich,
mein Fuß ist eingeklemmt unter diesem schweren Block mit Bastelkarton.“ Oma
beeilte sich, ihn zu befreien und nahm dabei auch gleich den Block mit heraus.
„Na hoffentlich reicht das auch für deine Zwecke. Da sind immer nur zwei
gleiche Bögen drin. Naja, wir werden es schon hinbekommen.“ Sie suchte noch
rasch eine Rolle Klebeband und dann konnten die beiden endlich loslegen mit der
großen Renovierung.
Als Ole oben auf der Leiter stand und die Tapete ankleben
wollte, drehte er sich plötzlich um und sah Oma entsetzt an. „Oma, ich habe
keinen Adventskalender bekommen! Mein Treppengeländer ist leer, keine Socken
dran. Haben die Englein mich vergessen?“ Oma sah ihn verdutzt an. Darüber hatte
sie noch gar nicht nachgedacht. Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie
schlug Ole vor, es sich doch bei ein paar Keksen von der Adventsbäckerei und
guten Tasse Tee gemütlich zu machen und auf die Post zu warten. Vielleicht käme
ja dieses Jahr ein ganz anderer Adventskalender bei ihm an.
So warteten sie gemeinsam in Omas Küche auf die Post und ließen
es sich gut gehen. Da aber Ole nun einmal ein Nisser ist und nicht gut
stillsitzen kann, wurde ihm die Zeit zu lang und er bettelte so lange, bis sie
endlich anfingen, wenigstens schon einmal das Untergeschoss des Hauses zu
tapezieren. Ole lief mit dem kleinen Zollstock durch die Ecken und versuchte,
das Zimmer auszumessen. Dabei konnte Oma ihm nun wirklich nicht helfen, die
Zahlen auf dem Zollstock waren einfach zu winzig für ihre Augen.
Gegen Mittag, Ole war immer noch mit ausmessen und ausrechnen
beschäftigt, klingelte die Postbotin an Omas Haustüre und fragte: „ Wohnt hier
ein Ole Nisser? Der Name steht nicht an der Türe, aber die Adresse auf dem
Brief ist doch ihre?“
Aufgeregt kam Ole zur Türe geflitzt und hüpfte immer wieder in
die Höhe, um an den Brief heranzukommen, den sie Oma entgegen hielt. „ Der ist
für mich, ich wohne doch hier!“ Erschrocken schaute die Postbotin neben Omas
Füße, wo Ole stand und sie fordernd ansah. „Was ist denn das? Ich glaub ja
nicht, was ich da sehe!“ Ole wurde langsam böse und das konnte man dann auch
hören:„ Ich bin Ole Nisser, ein Eifeltroll und stamme aus Dänemark und du hast
meinen Brief von den Weihnachts-englein in der Hand. Gib ihn her! Der gehört
mir!“ Ein ungläubiges: „Bitteschön, Herr Nisser, ihre Post,“ entfloh ihrem Mund,
als sie den Brief endlich an Ole übergab. Oma hatte noch eine Menge zu
erklären, als Ole schon längst mit dem Brief um die Ecke verschwunden war und
so hatte er ihn schon halb geöffnet, als die Postbotin sich mit den Worten: „Meine
Oma hat mich also nicht angeflunkert mit ihren Geschichten über die kleinen
Leute!“ von Oma verabschiedete. Oma kam kopfschüttelnd in die Küche und schaute
dann Ole tadelnd an. „Ole, die arme Frau konnte nicht wissen, dass du hier
wohnst, sie ist neu in dem Bezirk! Du warst sehr unhöflich zu ihr.“ „Aber
wenn ich doch meinen Brief haben wollte und sie ihn nicht hergegeben hat!“
stampfte Ole zornig mit dem Fuß auf. „ Und überhaupt: ich brauche eine eigenen
Haustüre und einen eigenen Briefkasten, wenn die Kravlenisser hier angekommen
sind. Wie sollen wir sonst tun, was Nisser so tun im Advent?“
„Öhm, was tun denn Nisser im Advent? Willst du mich nicht besser
vorher darüber aufklären? Sonst überlege ich mir das vielleicht lieber noch mal
mit meiner Erlaubnis für deine Einquartierung über den Advent.“
„Oma, das geht nicht! Die sind doch schon auf dem Weg zu uns.
Zurück können sie nicht. Die haben doch ihre Wohnung schon weitervermietet!
Wirst schon sehen, was wir tun. Dieses Jahr bist du dran mit Lernen über unsere
Traditionen in Skandinavien. Das ist mein Adventskalender für dich.“ Er grinste
und Oma staunte nicht schlecht. Da hatte der kleine Kerl aber eine tolle
Geschichte ausgeheckt und sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
Ihre Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als er ihr den Brief entgegen hielt
und forderte: „Nun mach ihn schon auf, ich krieg es nicht hin!“ Vorsichtig
öffnete sie den Brief und ein kleines Buch purzelte auf den Küchentisch.
Ole staunte nicht schlecht, als er sah, dass dort ein Foto von ihm auf dem Einband war. „Was ist denn das?“ war alles, was er hervorbrachte. Oma lachte: „Das ist dein diesjähriger Adventskalender. Da kannst du noch mal drin nachlesen, wie wir letztes Jahr den Advent verbracht haben. Opa hat dafür gesorgt, das unsere Erlebnisse als Buch gedruckt wurden und die Englein waren wohl der Meinung, du müsstest täglich an die Eifelbräuche erinnert werden, wenn du dieses Jahr skandinavischen Advent haben willst.“ Den letzten Satz hatte Ole nicht mehr gehört. Er war mit dem Buch in sein Wohnzimmer aufs Sofa geflitzt und buchstabierte dort laut vor sich hin. Natürlich durfte Oma dann alleine weiter den Keller tapezieren, Wie sollte es auch anders sein, wenn man einen Nisser im Haus hat?“
Ole staunte nicht schlecht, als er sah, dass dort ein Foto von ihm auf dem Einband war. „Was ist denn das?“ war alles, was er hervorbrachte. Oma lachte: „Das ist dein diesjähriger Adventskalender. Da kannst du noch mal drin nachlesen, wie wir letztes Jahr den Advent verbracht haben. Opa hat dafür gesorgt, das unsere Erlebnisse als Buch gedruckt wurden und die Englein waren wohl der Meinung, du müsstest täglich an die Eifelbräuche erinnert werden, wenn du dieses Jahr skandinavischen Advent haben willst.“ Den letzten Satz hatte Ole nicht mehr gehört. Er war mit dem Buch in sein Wohnzimmer aufs Sofa geflitzt und buchstabierte dort laut vor sich hin. Natürlich durfte Oma dann alleine weiter den Keller tapezieren, Wie sollte es auch anders sein, wenn man einen Nisser im Haus hat?“
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