11.
Dezember
In
Oles Puppenstube fand eine geheime Konferenz statt. Leo, Mads, Ole und Bente Nissermorfar
saßen im Wohnzimmer und steckten die Köpfe zusammen während in der Küche das
Frühstück gemacht wurde. Magrete Nissermormor konnte dabei leider nicht behilflich
sein, weil sie einfach zu groß für die Küche war. So saß sie vor dem Haus und
tat das gleiche wie Oma gestern…. Strümpfe stricken. Mads und klein Jette kneteten winzige Nisser,
die sie auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen wollten. Oma ging auf dem Weg ins Bad am Puppenhaus
vorbei und wunderte sich darüber, dass das Gespräch im Wohnzimmer verstummte,
als die Herren sie bemerkten. Sie
schüttelte den Kopf. „ Was die wohl schon wieder aushecken? Naja, wir werden
sehen. Bisher war es ja mehr oder weniger harmlos, was sie angestellt haben.“
sagte sie zu sich selber und setzte ihren Weg ins Bad fort. Wieder zurück in
der Küche kochte sie sich einen Kaffee und griff nach der Tageszeitung. Ein
paar Minuten später schob sich Oles Kopf unter der Zeitung hindurch. „Oma, ich
hab eine Bitte an dich. Du müsstest mir etwas leihen aus deiner Puppenzeugs-Sammlung.“
Oma ließ die Zeitung sinken und Ole krabbelte darunter hindurch, um sie dann zu
fragen: „ Meinst du, du kannst das tun? Es ist dringend, wirklich!“ „Aber
natürlich leihe ich euch, was immer ihr braucht, lieber Ole. Was genau ist es
denn und wozu brauchst du es?“ Ole druckste ein wenig herum. „Wir brauchen
deinen Einkochkessel und wenn du hast, einen großen Kochlöffel noch dazu. Den
Rest haben wir schon zusammengesucht und könnten gleich loslegen, wenn wir den
Kessel haben.“ „Wollt ihr Eintopf kochen für den Luziamarkt? Dafür könnt ihr
ihn natürlich sofort haben. Das ist eine wirklich tolle Idee.“ Ole kicherte und rief im Herauslaufen über
die Schulter zurück: „ Danke Oma, du bist die Beste!“ Im Keller vom Puppenhaus angekommen flüsterte
er: „Oma denkt, wir kochen Suppe für den Weihnachtsmarkt. Den Kessel kriegen
wir jedenfalls! Allgemeiner Jubel tönte durch den Keller und Bente Nissermorfars tiefe Stimme verkündete: „ Dann mal los, meine
Herren Nisser. Wir brauchen Wasser, mindestens 5 Eimer voll und Holz für den
Herd. Den Rest habe ich in meinem Koffer mitgebracht. Alle Zutaten frisch aus
Dänemark mitgebracht. Eile ist geboten, sonst haben wir Weihnachten nichts
davon.“ Leo wollte sich gern um das
Feuerholz kümmern, Mads und Ole gingen Wasser holen und der Nissermorfar stieg die
Treppe hoch, um im Kleiderschrank den Koffer zu holen. Oma hatte in der Zwischenzeit den
Einkochkessel gesucht und auch gefunden.
Sie stellte ihn vor die Kellertüre und
schaute in die Küche, wo Emilia und
Lisbeth gerade die Tassen aus dem Schrank holten, um den Tisch zu decken. Oma
fragte, ob sie alle Zutaten im Hause hätten für den geplanten Eintopf und die
beiden sahen sich verwundert an. „Eintopf?“ fragte Lisbeth. „Welcher Eintopf?“ „Na,
der für den Luziamarkt!“ antwortete Oma erstaunt. „wisst ihr noch gar nichts
davon? Ole hat sich meinen Einkochkessel ausgeliehen dafür.“ Emilia schüttelte
den Kopf und Lisbeth rätselte herum: „ Ob die sich das gerade eben erst ausgedacht
haben? Immer für eine Überraschung gut, diese Männer. Na, sie werden es uns
wohl sagen, wenn sie soweit sind.“
Oma bot ihnen an, die Vorratsraumtüre einen
Spalt offen zu lassen, damit sie benötigte Zutaten jederzeit selber holen
könnten und begann damit, den Teig für ihren Christstollen vorzubereiten. So
langsam wurde es nämlich Zeit dafür. sie hätte es beinahe vergessen. Dieser
Advent so randvoll mit Besuchern, dass sie so langsam befürchten musste, ihre
üblichen Vorbereitungen nicht mehr rechtzeitig beenden zu können. Sie knetete und walkte den Teig, mischte
Rosinen, Orangeat und Zitronat darunter und dann musste sie warten bis der Teig
gegangen war. Aus dem Puppenhaus hörte man leise Unterhaltungen, dann wurde es
still. Aha, dachte Oma, nun frühstücken sie wohl. Sollte ich auch tun, nachher
ist keine Gelegenheit mehr dazu, wenn der Tisch voll mit Mehl und Teig ist. Sie
schmierte sich ein Käsebrot und griff nach ihrem Kaffee. Natürlich war der mal
wieder kalt und sie schüttelte sich ein wenig, als sie daran nippte. Ihr Blick ging zum Fenster. Draußen fuhr das
Postauto vorbei, ohne bei ihrem Haus zu halten. Fast war sie ein wenig
erleichtert, heute kein sprechendes Paket zu erhalten. Ob die Nisserkinder wohl
schon fertig waren mit ihrer Bastelarbeit? Sie wollte doch zu gern wissen, was
sie im Advent basteln und womit die geheimen Wohnungen geschmückt werden in den
Ländern im Norden. Gespannt trat sie ans Puppenhaus heran und fragte, ob sie
sehen dürfe, was dort gebastelt würde. Anders sprang auf und rief: „Aber klar
doch! Wenn dir die Sachen gefallen, kannst du sie am Sonntag bei mir kaufen.“
Nissermormor sah ihn tadelnd über ihre Brille hinweg an: „Anders, die Hausmutter
hier muss nichts kaufen. Sie bekommt Geschenke, das ist ja wohl
selbstverständlich.“ Anders schaute zerknirscht auf seine Holzschuhe. Das er
daran aber auch nicht gedacht hatte. Er war so versessen darauf, ein wenig Geld
zu verdienen um seinen Eltern auch ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen, dass er da
wohl übers Ziel hinausgeschossen war. Er hielt Oma einen winzigen Nisser
entgegen.
„Schau, den hab ich gemacht! Wenn er dir gefällt, gehört er dir.“ Oma
kniff die Augen zusammen, um seine Arbeit bewundern zu können, aber sie konnte
nichts erkennen. Da fiel ihr ein, dass ihre Brille ja noch auf dem Küchentisch
lag. „Augenblick, bin gleich wieder da.“ Es dauerte nur ein paar Augenblicke,
bis sie mit Brille auf der Nase wieder am Puppenhaus stand. „Das sind ja kleine
Kunstwerke! Solch kostbare Geschenke kann ich nicht annehmen. Wenn du ihn mir
bis Sonntag zum Markt reservieren kannst, werde ich ihn dir abkaufen, wie es
sich gehört.“ Es schien, als sei Anders einen halben Zentimeter gewachsen bei
ihren lobenden Worten. Er nickte und bat sie, sich auch die anderen Basteleien
anzusehen. Es war wirklich erstaunlich, was er da gemeinsam mit klein Jette in
den letzten Stunden hergestellt hatte. Ein Naturtalent. Er sollte Bildhauer
werden oder etwas Ähnliches, dachte sie bei sich und freute sich darauf, den
winzigen Nisser bald besitzen zu dürfen. Ein wenig vorgebeugt betrachtete sie
dann den Strumpf, den Nissermormor gerade fertig gestrickt hatte und tauschte sich
mit ihr über die verschiedenen Arten eine Ferse zu stricken aus.
Als sie dem
Puppenhaus dabei etwas zu nahe kam, stieg ihr ein seltsamer Geruch in die Nase.
Sie schnupperte und sah Nissermormor fragend an: „Um Himmels Willen, was ist das
für ein Gestank? Kommt das aus dem Keller? Seltsame Eintöpfe kochen die Drei .Ich
bin mir nicht sicher, ob ich den probieren will bei eurem Weihnachtsmarkt.“
Nissermormor grinste: „ Das muss so riechen, dass sind die Kräuter. Ohne ist es
kein Julebryg.“ „Was auch immer das ist, es riecht unangenehm.“ Mit diesen
Worten drehte Oma sich um und ging zurück in die Küche. Im gleichen Augenblick
hörte man sie rufen: „ Ach du liebes Lieschen, das gibt es doch nicht. So eine
Sauerei aber auch.“ Aus allen Ecken des Hauses kamen die Nisser herbeigelaufen
um zu sehen, ob sie helfen könnten. Allen voran stürmte Ole in die Küche und
rief: „ Was ist passiert?“ Dann brach er in schallendes Gelächter aus, als er
die Bescherung sah. „Oma! Dein Teig geht ja spazieren! Die Arbeitsplatte hat er
schon verlassen.“ „Ja ja, Lach du nur.
Nun weißt du, was es heißt, wenn man sagt: der Teig muss gehen. Leider ist er
zu weit gegangen und ich hab nun die Sauerei in der Küche.“ Oma fand die
Situation alles andere als lustig und begann, den Teig von der Schranktüre
abzukratzen. Alle Nisser halfen ihr, so gut sie konnten und als der Teig wieder
eingefangen war, knetete Oma in wieder klein, damit er wieder in seine Schüssel
passte. Emilia, Lisbeth und Magrete Nissermormor durften sich jede ein klein wenig
davon mitnehmen und so wurde in den Nisserwohnungen auch Christstollen
gebacken. Der Duft zog durchs ganze Haus und bald roch man den seltsamen
Eintopf, der im Keller vor sich hin kochte, nur noch, wenn man seine Nase zur
Kellertüre hereinsteckte. Daran war Oma nun aber überhaupt nicht interessiert
und so erfuhr sie auch nicht, was genau da im Keller zusammengebraut wurde.
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