9. Dezember
Es klingelte an Omas Haustüre.
Sie lief rasch, um nachzusehen, wer das wohl sein könne. Es war die Postbotin.
Sie war ein wenig ratlos. „Frau Oma, da ist ein Paket an den Herrn Ole Nisser. Das er hier wohnt, weiß ich ja, aber Pakete,
die auf der Fahrt mit mir reden, transportiere ich nie wieder. Richten sie ihm
das bitte aus!“ „Ein Paket hat geredet? Sind sie sicher, dass das nicht aus
ihrem Radio kam? Sowas habe ich ja noch nie gehört.“ Da erklang ein dünnes
Stimmchen: „Ich bin im Paket! Hier ist es dunkel. Mir ist kalt und die Frau,
die sich über mich beschwert hat, die fährt nicht gerade sanft ihr Auto. Kannst
du mich bitte endlich rauslassen Ole-Oma? Mir ist schlecht!“ Oma war nun doch
überzeugt, dass Pakete reden können,
quittierte rasch den Erhalt und nahm es an sich. Dann warf sie die Tür zu und
sauste damit in die Küche. Unterwegs rüttelte sie noch schnell Ole wach und als
dieser verschlafen in der Küche erschien, hatte sie schon das Paketband mit der
Schere zerschnitten. Ole sah gerade noch, wie sich der Deckel des Paketes hob
und eine rote Zipfelmütze erschien.
„Donnerkiel und Ungewitter, was ist das?“
entfuhr es ihm und die Mütze antwortete: „ Ole Nisser! Bist du es wirklich? Ich
bin es, die Jette aus Odense. Du hast mich und meine Großeltern eingeladen,
dich zu besuchen. Hast du das vergessen?“ Ole wurde grün um die Nase. Davon hatte
er Oma noch gar nichts berichtet und ehrlich gesagt, vor Weihnachten hatte er
auch nicht mit noch mehr Besuch gerechnet. Er trat vorsichtig ans Paket heran
und sah, dass Jette wohl doch alleine angereist war.
Fragend sah er Oma an und
die lachte: „Na, ein Bett werden wir wohl noch finden für dich. Auf einen mehr
oder weniger kommt es doch nicht an.“ „Wieso einen? Sind Oma und Opa noch nicht
hier?“Jette zog ein Schnütchen, als ob sie gleich weinen würde und Omas weiches
Herz schmolz dahin. „ Na, wer wird denn gleich weinen? Seid ihr zusammen
abgereist? Dann sind sie sicher unterwegs aufgehalten worden. Bis morgen wirst
du es doch bei uns aushalten, oder?“ Die kleine Jette schniefte ein wenig und
nickte dann tapfer. Praktisch, wie Oma nun einmal ist, kochte sie für das
Tomtenkind( ja, es war eines, wie man unschwer an der Zipfelmütze erkennen
konnte)einen feinen Tee und bot ihm ein Marmeladenbrot an. Da inzwischen auch
die ganze übrige Bande in der Küche erschienen war, würde das Frühstück stark
erweitert und Anders bot am Ende Jette sein Bett an für einen kleinen
Mittagsschlaf. Das nahm sie gerne an und endlich konnten die gestern unterbrochenen
geheimen Arbeiten fortgesetzt werden. Oma bügelte und die Nisser arbeiteten im
Keller des Puppenhauses und draußen in Emilias Gärtchen. Gegen Nachmittag erwachte
Jette in Anders Bett und rief ängstlich nach den anderen. Mads sauste nach oben
und half ihr aus dem Bettchen. Er brachte sie nach unten vors Haus, wo sie mit
Anders spielen könnte, während er Lisbeth und Emilia holte, die immer noch
draußen arbeiteten. Er fand sie im Garten an einem großen schwarzen Topf.
Darunter
brannte eins von Omas Vanilleteelichtern und es duftete wunderbar nach warmen
Wachs und Vanille. Lisbeths Kleid hatte Rußflecken bekommen und Emilia reckte
und streckte sich, um das Ergebnis ihrer Mühen am Gartentor aufzuhängen. Mads war stolz auf seine Frau. Sie hatte sogar
hier in der Fremde nicht versäumt, die Kerzen für den Weihnachtsbaum selber
herzustellen.
Er half rasch dabei, sie abgekühlten Kerzen einzusammeln und trug
sie gemeinsam mit den beiden Damen ins Haus. Dort erklärte Emilia sich bereit,
sich um Klein-Jette zu kümmern und Lisbeth bat Mads, ihr den Korb mit den
Kerzen in die Küche zu bringen. Sie musste ja noch ein wenig daran arbeiten, bis
man sie benutzen konnte. Jede Einzelne kam auf ein Holzbrett, wurde kurz
gerollt, damit sie glatter aussehen und dann schnitt Lisbeth mit einem großen,
scharfen Messer das untere Ende gerade.
Gerade, als sie fertig war damit, gab
es vor dem Haus eine laute Diskussion. Ole hatte einen noch größeren Weihnachtsbaum
im Wald geholt, die Kinder waren ihm heimlich gefolgt und hatten etwas niemals
vorher Gesehenes angeschleppt. Überhaupt war wohl heute der Tag des Schleppens
und der Überraschungen. Leo, Ole und Mads hatten das Ergebnis ihrer handwerklichen
Geheimniskrämerei aus dem Keller bugsiert und vor einem Fenster des Kellers
aufgestellt. Als Lisbeth unten ankam, staunte sie nicht schlecht. Da stand ein
halbfertiger Verkaufsstand und neben dem riesigen Weihnachtsbaum saß ein Wesen,
das irgendwie aussah wie ein leckerer Waldpilz.
Aber das Wesen hatte lockige
Wurzeln und ein Gesicht. Es diskutierte mit Ole darüber, warum er ausgerechnet
seinen Hausbaum aus dem Wald entführen musste. „Na, wenn er mir doch so gut
gefiel. Woher soll ich denn wissen, dass es dein Baum ist? Such dir doch
einfach einen Neuen.“ „Geht doch nicht, ich muss da sein, wo der Baum ist. Ist
bei uns Pilzen so.“ Ole machte große Augen. „Heißt das, du ziehst hier ein? Oh
oh, wenn Oma das erfährt!“ Der Pilz sah ihn fragend an. „Ist es ein Problem,
wenn ich hier bei meinem Baum auf der Veranda bleibe? Ich mache euch keine
Arbeit und auch keinen Dreck.“ Oma kam aus dem Bad, wo sie bis dahin von all
dem nichts mitbekommen hatte, weil das Bügeleisen zischte und dampfte. Sie sah
den Volksauflauf vor der Kellertüre, blieb verdattert stehen und starrte den Pilz
an. „Wer macht Dreck und warum steht ihr da alle rum?“ Ihre Frage ließ alle die
Köpfe drehen. Niemand antwortete und so blieb es an Oma hängen, sich
vorzustellen und den Neuankömmling anständig zu begrüßen. „Ich bin die Ole-Oma
und würde gerne wissen, mit wem ich das Vergnügen habe. Ein solches Wesen wie
dich habe ich noch nie gesehen.“ Der Pilz sah sie an und antwortete: „ Ich bin
Svampe, der Pilz, der in diesem Baum gewohnt hat, den dein Nisser so mir nichts,
dir nichts aus dem Wald geschleppt hat. Ich werde sterben ohne den Baum und er
ohne mich auch. Drum habe ich die beiden Kinder gebeten, mich hinter meinem Baum
her zu tragen und nun bin ich hier. Man hat mir gesagt, du würdest nicht begeistert
sein, wenn ich nun hierbleiben will?“
„So ein Unsinn! ein Wesen muss immer da
leben, wo seine Wurzeln sind, und wenn deine in dem Baum stecken, dann musst du
nun hier bleiben. Ole kann morgen aus dem Wald noch von der Erde herbeischaffen,
in der du gesteckt hast, dann sollte es dir und dem Baum hier wirklich gut
gehen.“ Erleichtert schmiegte der Pilz sich an seinen Baum und es schien, als
ob der Baum sich ihm entgegenstrecke. Für Oma war das Thema erledigt und sie
wollte endlich die Küchentücher wegräumen, die sie schon die ganze Zeit in der
Hand hielt, da fiel ihr Blick auf das hölzerne Kunstwerk der Herren des Hauses.
Es sah ein wenig aus wie ein unfertiger Marktstand und das sagte sie dann auch.
Ole kam herbei erklärte ihr Stolz: Wir wollen einen Weihnachtsmarkt für die
Eifeltrolle abhalten. Lisbeth muss noch mehr Kerzen machen! Ups!“ Er schlug sich
auf den Mund und schaute betreten zu Lisbeth hinüber. “Ach, nun ist es auch
egal”, meldete die sich zu Wort und Oma durfte sich ihre wundervollen Kerzen mit
Vanilleduft anschauen. Oma schüttelte nur den Kopf und beschloss, sie müsse
nachdenken. natürlich mit Kaffee. Sie ging also in die Küche, stellte die
Kaffeemaschine an und setzte sich nachdenklich auf ihren Platz auf der Eckbank.
„Einen Weihnachtsmarkt also, für Trolle, Nisser und Tomte….herrjeh, was das nun
wieder für Ideen sind. Ich muss es gleich nachher dem Opa erzählen. Wo genau
sie den abhalten wollen, haben sie mir noch gar nicht verraten. Na, wir werden
sehen, irgendwann müssen sie ja raus mit der Sprache. Ganz ohne unsere Hilfe
wird es wohl kaum gehen.
Ui, bei dir gibts aber wirklich alle Arten von Wesen. Sehr schön.
AntwortenLöschenja, so langsam wird es voll hier;-) Oma muss anbauen
LöschenSo schön.
AntwortenLöschenLG Roni
Vielen Dank für das Lob. Dein Pilz kam gerade passend ;-)
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